Ticket to the Moon ist eine Arbeit, die eindrücklich vor Augen führt, wie die Zeit verfliegt - und wie kostbar sie eigentlich ist. Auch jetzt während dieser Text entsteht: es ist Ende März 2021, die ersten drei Monate des Jahres sind schon vorbei. Wahnsinn! Ich habe vielleicht 5-6 Nächte fotografiert, davon haben 2 zu tollen Bildern geführt. Aber das Thema an sich hing mir die ganze Zeit im (Hinter-)Kopf.
Ich verstehe unser menschliches Leben als nur einen winzigen, fast unbedeutenden Augenblick, ein Blinzeln auf einer endlosen Reise durch das Universum, versinnbildlicht durch den immer weiter wandernden Mond. So betrachtet sind eigentlich alle noch so komplex erscheinenden Themen/Probleme ziemlich einfach, so manches Problem relativiert sich vollkommen.
Die Serie ermöglicht ein ganz unmittelbares Beobachten von Zeit durch die Lichtbahnen im Bild. In Umkehrung eines Schnappschusses, der alle Bewegung einfriert und als Dokument einen Sekundenbruchteil bis in alle Ewigkeit festhält, wird Zeit hier erst in ihren endlosen Dimensionen und Geschwindigkeiten sicht- und erlebbar.
Mithilfe der langen Belichtung wird etwas sichtbar, was wir sonst nur erahnen können, weil es doch wieder zu langsam für unsere Aufmerksamkeit von statten geht. Denn auch wenn die zurückgelegten Distanzen gewaltig sind, kann die von der Erde aus beobachtbare Veränderung überschaubar sein. Aber: Stillstand gibt es eben nicht. Stellen Sie sich vor, der Mond fiele vom Himmel. Stillstand bedeutet Ende. Der Mond dreht sich immer weiter um uns, wie wir uns um die Sonne. Sollte der Mond in einer Aufnahme einmal stillstehen, wäre das wohl das letzte Bild dieser Serie.
Gleichzeitig lassen sich spannende geographische Unterschiede erkennen, je nach Aufnahmeort und Jahreszeit. Manche Aufnahmen sind am Baikalsee im Hochsommer entstanden, der Aufnahmestandpunkt war sehr weit nördlich. Es wurde nur für wenige Stunden dunkel. Dazu kam der Mond nur knapp über den Horizont und zeigte sich nur kurz. Die Sonne stand dagegen nahezu senkrecht.
Bei den Winteraufnahmen vom Bodensee ist es gerade umgekehrt. Hier übernimmt der Mond die dominante Rolle. Durch die Erddrehung und den Sommer auf der Südhalbkugel steht der Mond viel höher am Horizont und seine Kurve zeichnet sich viel steiler.
So ist es fast unmöglich, zwei Mal das gleiche Bild aufzunehmen.